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Hans Peter Waldbauer hat Soziologie studiert und abgeschlossen
und leitet die Wohngemeinschaft in der Dietrichgasse. Diese
Wohngemeinschaft befindet sich in einem revitalisierten Altbau.
In dem gleichen Gebäude befindet sich auch die zentrale Ver-
waltung von Auftakt. Hans Peter Waldbauer erzählt über seinen
beruflichen Werdegang und über seine Wohngemeinschaft:
Zuerst habe ich ein paar Jahre an der Uni gearbeitet in der
Verwaltung und dann befunden: das ist nichts, das ist mir zu fad.
Dann hab ich eine Herausforderung im Sozialbereich gesucht
und bei Auftakt 2003 gefunden. Angefangen hab ich als
Betreuer in der Wohngemeinschaft Gerlgasse, später dann
Wohngemeinschaft Wassergasse. Und auf den Tag genau fünf
Jahre nach dem Eintritt wurde ich Leiter der Wohngemeinschaft
Dietrichgasse. Dazwischen habe ich die Ausbildung zum Diplom-
Sozialpädagogen gemacht und 2009 den „BIN -aktiv“ -
Lehrgang für Leiterinnen und Leiter beendet. Die Wohn-
gemeinschaft im selben Haus wie die Zentrale zu haben, hat vor
allem Vorteile: die Wege sind viel kürzer. Ich schätze das sehr.
Für mein Team ist das unterschiedlich, weil hin und wieder ein
„Die-da-oben-wir-da-unten-Gefühl“ da ist, was mich
persönlich verwundert.
Der ganz normale Alltag
Wir betreuen zehn Klientinnen und Klienten, fünf davon in der
Kern -Wohngemeinschaft. Drei selbständigere Klienten sind hier
im zweiten Stock angesiedelt und zwei in der Lechnerstraße ums
Eck. In der Stamm -Wohngemeinschaft werden die drei Männer
und zwei Frauen - die meisten sind unter 30 - intensiv betreut,
vier davon sind nonverbal. Es gibt zwei WindelträgerInnen,
bei diesen ist der Pflegeaufwand höher als bei anderen.
Für die fünf, die außerhalb wohnen, gibt es Einzelbetreuung.
Wir gehen sie besuchen, am Wochenende sind sie auch zum
Essen hierher eingeladen. Aber sie sind selten hier, wenn alle da
sind. Sie kommen nur Geld holen, Medikamente holen etc.
Die zwei Männer, die in der Lechnerstraße wohnen, sind
ziemlich selbständig. Die drei hier bei uns im zweiten Stock,
da ist der Kontakt intensiver. Es gibt täglichen Kontakt,
und sie werden bei der Wäsche und bei Reinigungsarbeiten
auch unterstützt.
Alle Bewohnerinnen und Bewohner sind in Werkstätten oder
Tagesstrukturen untergebracht, einer hat die Tagesstruktur sogar
bei Auftakt selber. Unter der Woche ist um 14.30 Uhr Dienst-
beginn und dann ist es derzeit im Normalfall so, dass zwei
Minuten danach der erste Klient kommt. Das ist unser Neuer,
der erst vor drei Monaten eingezogen ist, und den wir alle erst
richtig kennen lernen müssen. Da bleibt für den Tagdienst, der
aus zwei Leuten besteht, nicht viel Zeit, um sich abzusprechen,
um schnell mal durch die Wohngemeinschaft einen Kontrollgang
zu machen, ob alles in Ordnung ist: sind die Fenster offen oder
zu, sind die Betten überzogen, Kassa nochmals nachzählen.
Und dann beginnt die Betreuung, wenn sie so nach und nach
eintreffen: d.h. umziehen, in die Badewanne, je nachdem ob
es Bedarf gibt oder nicht. Danach gibt es Kaffee und dazu viel
Obst! Denn im Augenblick fahren wir ein wenig ein kalorien-
reduziertes Programm, weil die meisten ohnehin ein wenig mit
dem Gewicht kämpfen. Einkaufen mit den Klientinnen und
Klienten steht zwar am Programm, ist aber abhängig von der
Tagesverfassung der Bewohner, ob das auch durchgeführt wird.
Und ist auch abhängig von der Zeit, die wir dafür haben, denn
wenn wir mit den Klienten gehen, dauert es natürlich ein bis-
schen länger. Kochen mit den Bewohnerinnen und Bewohnern
tun wir nur sehr sporadisch. Früher haben wir das öfter gemacht,
aber derzeit funktioniert es nicht, aber wir forcieren es wieder.
Unser fittester Bewohner, der auch verbal ist, ist beim Einkaufen
und auch beim Kochen mehr eingebunden. Zum Beispiel schnei-
det er das Gemüse, er holt auch seine Wäsche, legt sie zusam-
men etc. Er mag diese Beschäftigung, sie gibt ihm Ruhe.
Am Wochenende gibt es mehr Aktivitäten, denn ab 14.00 Uhr
sind wir zu dritt im Dienst bis 19.30 Uhr, das ist die Kernzeit.
Da können wir mehr machen, rausgehen, wegfahren. Wenn ein
Bus verfügbar ist und eine Fahrerin, ein Fahrer im Dienst, dann
gibt’s einen Ausflug mit dem Bus. Außerdem haben wir ja auch
den Prater vor der Türe. Und bei Schlechtwetter schaffen wir es
zumindest manchmal ins Kaffeehaus ums Eck.
Bestaunter Blickfang
Beim Billa ums Eck sind wir täglich präsent, die Angestellten
kennen auch unsere Leute, die kennen auch die beiden selbstän-
digeren Männer, die ums Eck wohnen – und das Personal ist uns
gegenüber wohlwollend eingestellt. Unsere Leute haben dort
regelmäßig Kontakt und das ist gut. Sonst ist es eben das übliche
Bild auf der Straße, dass die Leute zwei bis drei Male hinschau-
en, wenn wir mit dem Rollstuhl vorbeifahren. Wir müssen auch
manchmal länger suchen bei Geschäften. Eine Klientin von uns
hat einen Friseur gebraucht und die junge Friseurin dort hat sich
regelrecht gefürchtet vor ihr. Und das hat dann so geendet, dass
der Haarschnitt ganz einfach sehr schlecht geworden ist und
dass wir dann auf der Suche nach einem neuen Friseur waren.
Jetzt klappt es auch. Man muss eben manchmal länger suchen,
Wohngemeinschaft Dietrichgasse
Dietrichgasse 48, 1030 Wien
Mag. Hans Peter Waldbauer
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