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Marlene Weiss leitet die jüngste Wohngemeinschaft bei
Auftakt. Nach einer Führung durch die zweigeschossige
Wohnung erzählt sie über ihren beruflichen Werdegang,
über die Fertigstellung der Wohngemeinschaft und die ersten
Erlebnisse mit den neuen Klienten:
In der Behindertenarbeit bin ich nun schon seit 18 Jahren tätig.
In den verschiedensten Organisationen und Funktionen,
als Behindertenbetreuerin in Wohngemeinschaften, Betreuerin
im teilbetreuten Wohnen, Wohnverbundsassistentin und
Wohngemeinschaftsleiterin.
Während meiner Berufstätigkeit war es mir auch immer
wichtig, mich weiter und fortzubilden. Ich habe eine
Ausbildung zur Motopädagogin und einen sozialpsychiatri-
schen Lehrgang absolviert, möchte, wenn es meine Zeit wieder
mehr zulässt, auch wieder dem Psychologiestudium zuwenden
und einen Sozialmanagementlehrgang belegen.
Seit sechs Jahren bin ich bei Auftakt tätig und kann auf eine
sehr abwechslungsreiche Zeit zurückblicken. Hier habe ich in
der Wohngemeinschaft Gerlgasse gestartet, später zum
teilbetreuten Wohnen gewechselt, dann die Leitung der
Wohngemeinschaft Ketzergasse übernommen und mich sehr
gefreut, dass mir die Leitung der neuen Wohngemeinschaft
von Auftakt, Karree St. Marx, übergeben wurde.
Die Vorarbeit
Es ist eine einmalige Möglichkeit eine Wohngemeinschaft auf-
zubauen. Ein schönes Gefühl, etwas Besonderes, die Wohn-
gemeinschaft vom Start weg zu begleiten und mitzuarbeiten.
Die Wohngemeinschaft schon als Baugrube zu kennen, bei
der Gleichenfeier dabei sein zu dürfen. Bei der Planung noch
gewisse Möglichkeiten zu haben und auf die zukünftigen
Bewohnerinnen und Bewohner abstimmen zu können.
Zum Beispiel hatte ich noch die Möglichkeit, für die
Wohngemeinschaft eine Badewanne mehr zu wünschen,
die Küche ins Wohnzimmer hineinzuziehen und die gesamte
Einrichtung zu planen. Dann ging es auch schon an das
Zusammenstellen des Teams, Zeit für konzeptionelle Vorarbeiten
und das Kennenlernen der zukünftigen Bewohner.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben schon zwei
Monate vor der offiziellen Inbetriebnahme damit begonnen,
die zukünftigen Bewohner und deren Umfeld so gut wie
möglich kennenzulernen – auf der Baumgartner Höhe im
Förderpflegezentrum, in den Beschäftigungstherapiewerkstätten
oder im Elternhaus. Ganz individuell war die Vorbereitung auf
den Umzug. Von Besuchen im Vorfeld des Umzuges in der
Wohngemeinschaft bis zum Aussuchen der persönlichen
Zimmereinrichtung im Möbelhaus.
Das Team hatte bereits in der Vorbereitungsphase die
Möglichkeit sich kennenzulernen. Die letzten Arbeiten auf der
Baustelle vor Eröffnung waren sehr arbeits- und zeitintensiv, ja
eigentlich Sisyphusarbeit. Wir haben ohne Warmwasser und
Heizung und teilweise noch ohne Fenster Teambesprechungen
in Pudelhaube, dicken Pullovern und Jacken gehalten,
dazwischen geputzt, geputzt und wieder geputzt und Kontakte
zu unseren Bewohnerinnen und Bewohnern gehalten. Diese
Zeit hat uns als Team besonders zusammengeschweißt.
Belohnt wurden wir dann mit einem für uns wunderschönen
Eröffnungsfest mit anschließendem Tag der offenen Türe. Die
zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner waren da, deren
Eltern und Verwandten, Sachwalter, Werkstättenbetreuer und
Vertreter anderer Organisationen. Eine gute Gelegenheit zu
plaudern und sich auszutauschen. Stadträtin Maga. Wehsely
eröffnete die Wohngemeinschaft . Eine Bewohnerin ging
spontan auf sie zu und bekam prompt den Blumenstrauß von
ihr überreicht – ein sehr schöner Moment, ganz ungeplant
und eine sehr herzliche Situation. Ein Akkordeon- und ein
Waschrumpelspieler durchwanderten und bespielten die
Wohngemeinschaft mit Musik. Die Besucher verteilten sich, die
einen stürzten sich auf das Buffet, andere zogen sich schon in
ihr eigenes Zimmer zurück. Es gab die Möglichkeit, sich zu
unterhalten und sich kennen zu lernen und die Wohn-
gemeinschaft zu besichtigen.
Wir konnten unsere Wohngemeinschaft präsentieren – außen
noch Baustelle, innen schon sichtbar wohnlich eingerichtet.
540 Quadratmeter , für elf Klientinnen und Klienten, über
zwei Stockwerke. Im Untergeschoß leben fünf Personen, im
Obergeschoss sechs, wobei zwei davon Einzelwohnungen
sind. Die beiden Stockwerke sind innen mit einem Stiegen-
aufgang verbunden. Die Einzelwohnungen sind von innen an
die Wohngemeinschaft angebunden, können aber auch von
außen begangen werden. So haben wir die Möglichkeit auf
Individualität und Selbständigkeit Rücksicht zunehmen.
Die ersten Bewohner
Eine Woche nach der Eröffnungsfeier sind dann bereits mit
großer Vorfreude und Spannung unsererseits die ersten zwei
Bewohner eingezogen. Das war sehr harmonisch und sehr
schön mitzuerleben. Von Woche zu Woche haben sich dann
Wohngemeinschaft Karree St. Marx
Erne Seder Gasse 4-6/2/1, 1030 Wien
Marlene Weiss
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