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Ursprünglich war ich Kindergärtnerin, ich habe 14 Jahre in
einem Kindergarten gearbeitet, den ich auch insgesamt zehn
Jahre geleitet habe. Im Laufe dieser Tätigkeit, die mir sehr viel
Spaß gemacht hat, habe ich dann aber doch erkannt, dass es
nicht das ist, was ich bis zu meiner Pensionierung machen will
bzw. mit demselben Engagement machen kann. Ich habe
ganz einfach gemerkt, dass der Idealismus immer mehr und
mehr nachlässt. Und dann habe ich Psychologie studiert,
ursprünglich um Kinderpsychologin zu werden. Habe dann
aber im Laufe des Studiums gesehen, dass mich eigentlich
auch noch andere Dinge interessieren und habe dann in
Richtung Wirtschaftspsychologie umgesattelt. Zu diesem
Zeitpunkt brauchte ich Zahlen und Fakten, einfach etwas
Handfesteres. Am Ende des Studiums habe ich zusätzlich
eine Ausbildung in Personal- und Organisationsentwicklung
begonnen und wollte überhaupt ganz weit weg aus dem
sozialen Bereich ins Personalwesen.
Von der Pike auf
Nach dem Studium habe ich dann etliche Bewerbungen
losgeschickt unter anderem auch an eine Behinderten-
organisation – die soziale Ausrichtung konnte ich doch nicht
ganz verleugnen. Ich habe als Betreuerin in einer Wohn-
gemeinschaft begonnen. Meine Karriereplanung war in dieser
Organisation ganz klar. Das Ziel war es damals, einen
Wohnverbund aufzubauen und auch zu leiten. Dann habe ich
mich auf meine erste Wohngemeinschaft gestürzt. Damals
habe ich z. B. gelernt, was eine Schlüterschiene ist. Ich habe
mich mit den Handwerkern gestritten, habe die Klienten ausge-
sucht, habe das Personal ausgesucht, die Möbel, das Geschirr
ausgewählt, ich habe die Elektriker eingesperrt, damit sie
endlich alle Lampen montieren, mit den Kolleginnen geputzt
und Möbel zusammengestellt etc. Und somit habe ich dort
meinen Start gehabt. Parallel dazu habe ich aber auch in der
Zentrale mit einer Kollegin die sozialarbeiterischen Tätigkeiten
übernommen. Ein Tag in der Woche war Büroarbeit angesagt:
Klientenaufnahmegespräche, Anträge stellen für Kosten-
übernahmen, Familienbeihilfen, Sozialpässe, Urlaubsaktionen
bei den Krankenkassen und Klienten usw. Man kann sagen:
ich habe von der Pike auf alles gelernt.
Vier Jahre später bin ich in Mutterschutz und Karenz
gegangen. Während der Karenzzeit kam dann das Angebot
von Herwig, bei Auftakt mitzumachen. Die beruflichen
Angebote nach der Karenz waren sonst nicht wirklich
verlockend und daher war die Versuchung groß, hier
einzusteigen. Es war die Chance, kontinuierlich neben den
Kindern etwas mitgestalten und mit aufbauen zu können.
Nicht nur Windeln wechseln, sondern ich kann mich auch
geistig betätigen und mitarbeiten. Die Gegebenheiten waren
ja ideal und wirklich toll. Wir haben hier im Büro eine
Kinderspielecke eingerichtet, wenn Gabi und ich gemeinsam
zu einer Besprechung gekommen sind. Für mich war der
Zeitpunkt ein sehr guter. Gut abgesichert konnte ich mich
zurücklehnen während Hannes und Herwig hier „wurtscheln“,
die im Grunde ja auch die ganzen finanziellen Risiken
getragen haben. Dann bin ich halt langsam eingestiegen,
zunächst auf Honorarbasis und jetzt sind es eben 30 Stunden.
Das heißt, je älter und selbständiger die Kinder wurden,
desto mehr habe ich mich hier eingebracht. Das war auch
so mein Plan.
Die Organisationsstruktur hat natürlich auch gereizt. Nach
eigenen Vorstellungen selber etwas machen können, sich ein-
bringen können, das, was man sich vorstellt, verwirklichen zu
können. Wobei ich dazusagen muss, dass Vieles lange
dauert. Die Einstellungsmappe, die wir seit wenig mehr als
einem Jahr standardisiert an neue Mitarbeiterinnen ausgeben,
habe ich schon in meinem ersten Entwurf geplant.
Trotzdem hat es fast acht Jahre gedauert, bis wir diese Mappe
vollständig an alle neuen Mitarbeiterinnen ausgeben können.
Am Anfang hat man für solche Dinge eben leider keine Zeit.
Da schaut man nur, dass alles läuft. Begonnen habe ich
ja mit der Klientenaufnahme und der Personalaufnahme,
dann hat die Klientenaufnahme Gabi übernommen.
Von da an habe ich mich dann ausschließlich aufs
Personalmanagement spezialisiert.
„Ja, ich will“
Ich habe unlängst wieder einmal versucht, meine Stellen-
beschreibung zu fixieren, aber es ist total schwierig fest-
zumachen, was alles in meinen Bereich fällt. Es beginnt bei
der Personalsuche. Ich sichte die Bewerbungsschreiben,
dann schicke ich mögliche Bewerber zu den Leiterinnen und
Leitern, wo freie Stellen zu besetzen sind. Die geben mir dann
das Feedback: es passt oder es passt nicht. Das allererste
Sondierungsgespräch mache ich hier, vor allem auch deshalb,
um die Kollegen in den Einrichtungen zu entlasten. Und wenn
wir für mehrere Teams suchen, kann ich hier am besten
einschätzen, zu welchem Team passt der Bewerber
voraussichtlich am besten. Wenn zum Beispiel jemand sagt, er
will nicht pflegen, dann ist es völlig sinnlos ihn in eine
Wohngemeinschaft zu schicken, wo er das vorrangig tun
Lieber rotieren als verlieren!
Mag
a
. Irene Hahnenkamp
Personalmanagement, geschäftsführende Gesellschafterin