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war natürlich die Frage, wie weit das Wort Pädagogik in den
Qualitätsstandards überhaupt noch vorkommen darf, ein Thema.
Wir haben zwar heftig diskutiert, aber tatsächlich kommt es jetzt
nicht mehr vor. Das heißt, es wird von Förderung geredet,
es wird von Zielsetzungen geredet, vom Erreichen der Ziel-
setzungen, aber das Wort Pädagogik als Begriff an sich ist
verschwunden.
Pädagogik scheint im Widerspruch zur Selbstbestimmung zu
stehen. Wenn man allerdings Pädagogik als ganzheitlichen
Begriff versteht, nämlich im Sinne dessen, dass Lernen ununter-
brochen und ein Leben lang passiert, immer gemeinsam mit
allen anderen, also denen, die bei uns arbeiten und denen, die
betreut werden, dann ist es natürlich schade, dass dieser Begriff
verschwunden ist.Und in dieser Hinsicht hat sich die Haltung
szeneweit eben verändert. So gesehen bin ich - glaube ich -
eines der letzten Fossile, das noch pädagogische Leitung heißt.
Sonst nennen sich alle Bereichsleitung oder wie auch immer.
Ja, was tut er denn nun wirklich?
Insofern ist mein Titel zwar „pädagogische Leitung“, gemeint ist
damit Dienstleistungsaufsicht. Der Arbeitsbereich erstreckt sich von
der Erarbeitung von Konzepten und Vorgaben bis hin zur
Kontrolle der Vorgaben, deren Umsetzung, aber auch natürlich
im Sinne von Coaching in besonderen Problemsituationen. Dazu
kommt – und das hat auch mit der Größe der Auftakt GmbH zu
tun – und da bin ich sehr froh darüber –, dass ich alle von uns
Betreuten und zumeist – wenn es nicht grad eine hohe Fluktuation
gegeben hat – auch alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter per-
sönlich kenne. Das heißt, ich weiß immer, von wem die Rede ist,
wenn es zu besonderen Krisensituationen kommt oder zu
besonderen Weiterentwicklungen im positiven Sinne wie zu
Auszugswünschen oder Verselbstständigungswünschen.
Da bin ich in der Regel unmittelbar an der Umsetzung beteiligt
und an der Planung. So führe ich dann z.B. Gespräche in den
Krankenhäusern nach längeren Krankenhausaufenthalten mit unse-
ren Leiterinnen und Leitern und den zuständigen Ärzten.
Um gemeinsam zu überlegen, welches Setting wir nach der
Entlassung anbieten können, um Krisenfaktoren zu vermeiden.
Das raubt auch sehr viel Zeit! Und es hat durchaus auch
schon Kritik eingebracht von außen im Sinne des Qualitäts-
managements, wo uns der Auditor gesagt hat, er versteht
eigentlich nicht ganz, warum ich in meinem Job so dicht dran
bin am Geschehen. Ich habe mir das dann überlegt und habe
das dann mit KollegInnen und den GesellschafterInnen be-
sprochen. Es ist auch durchaus gewünscht und ok. Ein weiteres
Drittel meiner Tätigkeit ist dann das konzeptionelle Arbeiten mit
den Leiterinnen und Leitern auf der praktischen Ebene, in jeder
Wohngemeinschaft zu fragen, wie schaut‘s da aus, was gibt’s
an Veränderungsbedarf auch in der Betreuungsarbeit.
Und ein Drittel sind dann die übergeordneten Dinge, wo ich mir
überlege, was kann man für Vorgaben einbringen in die
Wohngemeinschaften, damit die fachliche Ausrichtung auch
wirklich eine ist. Es gibt ja so was wie eine Auftaktlinie: die
Dienstleistungserbringung bzw. die pädagogische Arbeit ist da
bestimmten Grundsätzen untergeordnet, und die sind auch for-
mal zu fassen. So wie ein roter Faden, der auch gelebt wird.
So dass man sagen kann: ok, es gibt eine Perspektivenplanung,
eine längerfristige Planung von Zielsetzungen, soweit es geht
mit den Betroffenen gemeinsam, und im Alltag auch wirklich
eine gezielte Leistungserbringung, mit der Absicht, in Einzel-
bereichen auch wirklich Fortschritte für die Lebensqualität der
Betreuten zu bringen. Wenn ich das alles jemandem erkläre,
der unsere Arbeit nicht kennt, sehe ich in dessen Augen immer
die Frage: Ja was tut er denn nun wirklich?
Erwartungen und Entwicklungen
Die Erwartungshaltung vor Beginn meiner Arbeit bei der
Auftakt GmbH war so, dass ich nach der letzten Tätigkeit
neugierig war, wie das wieder sein wird, einen kleineren und
überschaubaren Bereich zu haben. Und dazu: spannend mit
Leuten zusammen zu arbeiten, die ich kenne, von denen ich
auch weiß, dass sie die gleichen Ideen und Grundsätze
vertreten und denen es im Wesentlichen auch um die
Lebensqualität der Betreuten geht und nicht um die Organisation
an sich oder um eine Vergrößerung. Ich war einfach neugierig,
mit sechs anderen eine gemeinsame Idee umzusetzen.
Das habe ich recht spannend gefunden. Dazu am Anfang noch
der doch große Freiraum. Es war ganz einfach schön, hier nicht
in einem System zu sein, wo‘s nur darum geht, Vorgaben zu
erfüllen, sondern gestaltend einzugreifen und zu sagen,
wir machen das anders. Das war auch wirklich notwendig,
weil es durch die Übernahme der Wohngemeinschaften von
„Trias“ einiges an Nachholbedarf gab. Und das war eine ganz
schwierige Situation, sowohl von der Teamzusammensetzung als
auch von der Betreuungsarbeit her. Damals haben Susanne und
ich uns den Bereich noch geteilt.
Nachdem dann alles wieder gut gelaufen ist, also die neuen
Wohngemeinschaften eröffnet und die alten „saniert“ waren und
es keine großen Probleme mehr gegeben hat, haben wir uns
Gedanken gemacht, wie das nach der Pionierphase von Auftakt
werden soll. Susanne und ich hatten gemeinsam Supervision
und die Idee, wir sollten uns die weiter gesetzten
Zielsetzungen der Organisation anschauen, so unter dem Motto
„Visionen“. Wir haben dann auch versucht das in die
Geschäftleitung einzubringen und da sind wir sehr rasch an die
Grenzen des Pragmatismus gestoßen, nämlich die Interessen der
anderen. Innovativ sein ja, aber Visionen, das ist uns doch ein
bisschen zu weit weg, lieber was Kurzfristigeres und was
Konkreteres. Herwig hat damals schon vertreten,
Qualitätsmanagement einzuführen, nämlich auch mit der Idee,
dass auch andere Träger daran sind, das zu tun, und dass
der Ruf danach auch von unseren Auftraggebern immer lauter
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