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Ich habe zunächst einmal eine Ausbildung zur Sonder-
kindergärtnerin gemacht, hatte danach über fünf Jahre die
Leitung eines heilpädagogischen Kindergartens. Nach der
Absolvierung der Studienberechtigungsprüfung habe ich dann
das Studium Pädagogik begonnen mit dem Schwerpunkt
Sonder- und Heilpädagogik. Während des Studiums habe ich
schon als Einzelbetreuerin und dann als Leiterin in
Integrationskindergärten gearbeitet.
Während der Diplomarbeit gab es dann den ersten Kontakt
mit einer Behindertenorganisation, für die ich zunächst als
Leiterin einer Wohngemeinschaft und dann als Wohn-
verbundsleiterin tätig war. Dann kam das Angebot für den
Rosenhügel, also die Kinder- und Jugendneuropsychiatrie von
Dr. Berger, wo ich die Tagestruktur geleitet habe.
Da gab es bzw. gibt es drei Gruppen, nämlich die
Behindertenpsychiatrie, wo auch unsere Klienten krisenhaft
verweilen, die Kinderneurologie und die Kinderpsychiatrie.
Gemischte Gefühle
1999 kommt dann die Tochter Magdalena auf die Welt und
in dieser Zeit gab es dann mit Herwig Kontakt wegen der
„Auftakt“- Gründung und da habe ich mitgemacht. Da war
ich aber noch schwanger, dann kam das Kind, dann war ich
noch eineinhalb Jahre in Karenz und bin dann nicht mehr
zurück an den Rosenhügel. Meine Ursprungsintention, mich für
das Projekt Auftakt zu engagieren, war schon einerseits die
Herausforderung und das Gefühl, selber etwas machen zu
können, andererseits wollte ich flexibler sein und am
Rosenhügel hätte ich nach der Karenz gleich wieder
voll 40 Stunden arbeiten müssen. Und das wollte ich nicht.
Bei Auftakt war klar, dass ich langsam einsteigen kann, weil
am Anfang noch nicht so viele Wohngemeinschaften da
waren und das Ganze erst am Wachsen war.
Spannend war vor allem mit Leuten, die man schon kennt und
weiß welche Professionen sie haben und wie viel Erfahrung,
etwas Neues zu machen. Da hatten wir zum ersten Mal die
Chance selbst aktiv zu werden. Früher haben wir immer
gesagt: „Das und jenes können wir nicht machen, weil uns
immer irgendjemand irgendwas anschafft!“ Da hatten wir
damals keinen Spielraum. Die erste Zeit war ich auch nicht so
intensiv involviert. Ich war zwar schon bei den Gesellschafter-
treffen, aber ich habe nicht aktiv im Alltag bei der ersten
Wohngemeinschaft mitgearbeitet. Das war aber auch nicht
notwendig. Die neue Organisationsstruktur als gemeinnützige
Gesellschaft mit beschränkter Haftung war einerseits Anreiz
zur Mitarbeit! Andererseits hat es mich geschreckt von den
Haftungsgeschichten her, denn wir haben ja alle das Geld -
sprich: die Gesellschafteranteile - eingezahlt und das Geld
könnte ja dann vielleicht auch weg sein. Das waren
Gedanken aber nur in der Situation mit dem Baby und nur mit
einem Karenzeinkommen. Da war diese Mischung an
Gefühlen: wer weiß, ob da jemals so viel Job dabei
herausschaut, dass man dann auch ein vernünftiges
Einkommen hat. Das war nur am Anfang und nur meine
persönliche Konstellation. Sonst war es reizvoll vor allem auch,
weil es kein Elternverein war, sondern sich da Fachleute
gemeinsam an die Arbeit machen und ihre Ideen verfolgen.
Am Anfang war also der feste Wille, diese Organisation aus
der Taufe zu heben mit der Perspektive eines entsprechenden
Arbeitsplatzes, den man selbst mitgestalten kann.
2002 hat dann meine persönliche Arbeit begonnen:
KundInnenbetreuung, Aufnahme der Klienten und deren
Verwaltung. Mein Arbeitsfeld ist eine Mischung aus
vielen Schnittstellen mit Kontakten zu den Wohngemeinschaften
direkt, den Leitern, zur Verrechnung und zur pädagogischen
Leitung.
Von der allgemeinen Klientenverwaltung ist ein Teil sozial-
arbeiterische Tätigkeit insofern, als geklärt wird, wenn neue
Klienten kommen, ob der Fonds Soziales Wien die
Finanzierung übernimmt und wenn sie befristet ist, dass
man rechtzeitig wieder ansucht, dass man darauf schaut,
dass die Leute ein Einkommen haben, dass das alles auf
Schiene ist, sofern sie keine Sachwalter haben.
Ganz viele Interessenten melden sich zwischenzeitlich über
unsere Homepage an. Das können die Betroffene selber sein
oder Angehörige oder Sachwalter, aber auch Institutionen,
wo sich Sozialarbeiter von verschiedenen Einrichtungen an
uns wenden, wenn sie potentielle Klienten für uns haben.
Und viele Anfragen kommen telefonisch.
Fehlende Eigenleistungen
Die Entscheidung, ob Bewerber aufgenommen werden, liegt
bei mir in Kooperation mit Robert als pädagogischem Leiter.
Mit den Leitern der jeweiligen Wohngemeinschaft versuchen
wir im Vorfeld abzuklären, ob ein Klient in die Wohn-
gemeinschaft passen könnte. Finanziert wird die Betreuung
vom Fonds Soziales Wien, das heißt, die Klienten müssen das
Geld sozusagen mitbringen, schon einen Antrag gestellt haben
oder eine Bewilligung haben, dass die Kosten übernommen
Markenzeichen Auftakt
Mag
a
. Gabriele Grander -Stelzer
KundInnenbetreuung, Gesellschafterin
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