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diversen Arbeitsgruppen im Rahmen der Betriebsklima-
untersuchung entwickelt wurde.
Wir hatten ja vor zwei Jahren die erste Betriebsklima-
untersuchung, bei der wir zwar sehr gut abgeschnitten haben.
Trotzdem gab es einige Verbesserungsvorschläge, die wir
dann in Arbeitsgruppen bearbeitet haben: Der Betriebsausflug
wird zum Beispiel jetzt von den Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern organisiert, dafür machen wir – die
Geschäftsleitung – ein Fest, unser Neujahrsfest. Es gab den
Wunsch nach mehr Information, so werden seit dem die
Protokolle der Leitersitzungen für alle Mitarbeiterinnen lesbar
auf den Teamordner gestellt. Der Wunsch nach mehr
EDV -Einschulung hat ein monatliches Jour Fixe zur Folge,
wir haben ein Mitarbeiterforum installiert usw.
Ich organisiere auch das jährliche Auftakt -Plenum. Dabei treffen
sich immer gegen Ende des Jahres alle Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter – freiwillig, aber wer kommt, kommt in der
Dienstzeit – und die Geschäftsleitung einen Vormittag lang.
Die Mitarbeiter erhalten Wochen vorher schon Kärtchen auf
denen sie anonym Wünsche, Kritik, Anregungen etc. schriftlich
eingeben können. Diese Kärtchen werden zuerst behandelt und
beantwortet. Dann wird Rückschau auf das vergangene
Arbeitsjahr gehalten und Pläne, Projekte etc. für das nächste
Arbeitsjahr vorgestellt. Diesmal wird unter anderem bereits die
zweite Betriebsklimauntersuchung und die Ergebnisse vorgestellt.
Wir hatten in den letzten Jahren eine sehr geringe Fluktuation,
jetzt im letzten Jahr ist es eher viel geworden, was ich aber
darauf zurückführe, dass wir sehr rasch hintereinander drei
Wohngemeinschaften eröffnet haben. Die waren dann auch
alle fünf bis sechs Jahre stabil. Und dieser Zeitraum ist für mich
eine magische Grenze, ab da beginnt es kritisch zu werden.
Die Aufgaben sind seit fünf Jahren immer die gleichen, die
Kolleginnen auch – es wird eintönig und uninteressant.
Und wenn der erste geht, dann ziehen andere nach und das
ganze Team zerfällt. Das haben wir jetzt bei einigen
Wohngemeinschaften erlebt. Dem versuchen wir jetzt ein
wenig gegenzusteuern, indem wir ab heuer die verpflichtende
Rotation eingeführt haben, d.h. nach drei Dienstjahren soll
sich jeder Mitarbeiter eine andere Wohngemeinschaft zumin-
dest für einen Monat anschauen. Und nach fünf Jahren findet
dann ein Wechsel in eine andere Wohngemeinschaft statt.
Bisher war so ein Wechsel von einer in die andere
Wohngemeinschaft leider negativ behaftet, weil dann wird
man quasi „strafversetzt“ oder es gab Probleme mit den
Kolleginnen oder der Leitung. Ich finde es besser, die
MitarbeiterInnen rotieren innerhalb der Organisation,
als wenn sie wo anders hin gehen.
Im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsvorsorge habe ich
einen Rücken -Fit -Kurs und Pilates -Kurse organisiert. Nach der
letzten Abstimmung ist es dann ein Selbstverteidigungskurs
geworden. Mal sehen, was sich die Mitarbeiterinnen bei der
nächsten Ausschreibung wünschen. Und zu all dem pflanze
und pflege ich dann auch noch die Blumen auf der Terrasse,
ich fülle den Tiefkühlschrank für den Mittagstisch der
Geschäftsleitung.
Ich würde mich auf so ein Experiment wie Auftakt sofort wieder
einlassen. Es gibt natürlich schon auch ab und zu Phasen,
wo ich am Rande eines Burnouts spazieren gehe, aber ich
erfange mich dann wieder und im Großen und Ganzen
geht es mir gut und es macht noch immer Spaß.
Die Wohngemeinschaften werden unser Hauptgeschäft
bleiben. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass die wirtschaft-
liche Situation an sich diverse kreative Felder noch offen lässt,
dass man sich vielleicht in Richtung Altenbetreuung, eher per-
sönlichere Dienstleistungen, wie wir es auch in unserem
Namen haben, mehr profilieren und in diese Richtung
begeben werden müssen. Das Arbeitsfeld wird ein bisschen
breiter, schon auch auf Grund unserer Dynamik. Denn Herwig
ist keiner, der „erhält“, er braucht immer was Neues.
Wir haben aber auch immer gesagt, wir bleiben klein und
überschaubar. Noch kenne ich alle Mitarbeiterinnen. Auch
wenn ich sie zufällig auf der Straße treffe, weiß ich wie sie
heißen und in welcher Einrichtung sie arbeiten. Im Großen und
Ganzen wünsche ich mir: Die Mitarbeiterzufriedenheit soll
groß sein, denn dann ist auch die Motivation zu kommen,
gerne zu arbeiten groß und der Wille die Arbeit gut zu
machen. Eine gute Arbeit leistet eben nur jemand, der
zufrieden ist. Die Motivation kommt ja von innen,
ich kann nur die Bedingungen schaffen.
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