Jahresbericht 2013 - page 17

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duziert den Nikotinkonsum. In der vorigen WG hat sie unerlaubterweise in ihrem
Zimmer geraucht und produzierte ein entsprechend ungesundes Raumklima. Die
neue Bewohnerin hustet oft sehr stark. Jede Reduktion ihres Zigarettenkonsums
kann nur von Vorteil für sie sein.
Bei Frau D. verhält es sich ähnlich. Auch sie raucht vergleichsweise wenige Ziga-
retten am Tag. Sich im Winter auf die kalte Terrasse zu begeben, ist einfach nicht
einladend genug.
Körpergewicht
Alle diese geschilderten Maßnahmen zeigen, dass die Betreuungspersonen direkt
bzw. indirekt auf die Gesundheit der BewohnerInnen einwirken und somit dem
physischen Wohlbefinden einen entsprechend hohen Wert beimessen. Die Be-
wahrung und Aufrechterhaltung der Gesundheit zeigt sich jedoch auch noch an
weiteren Maßnahmen. So legen die Betreuungspersonen großes Augenmerk auf
das Körpergewicht der BewohnerInnen.
Im Vergleich zum Gewicht vor vier Jahren hat Herr C. deutlich zugenommen, was
einigermaßen erstaunt, da er im Rahmen seiner Therapien und Besuchsdienste
oft unterwegs ist. Allerdings wird dabei viel Zeit in öffentlichen Verkehrsmitteln
verbracht. Bei Herrn C. kommt „erschwerend“ hinzu, dass er jeden Samstag und
Sonntag bei seiner Familie verbringt und dabei sehr gut mit Essen und kalorienhal-
tigen Getränken versorgt wird.
Nach vier Jahren lässt sich sagen, dass es unter diesen Voraussetzungen schwierig
ist, das Gewicht von Herrn C. zu halten. Neu wurde eingeführt, dass von der Fa-
milie aus hygienischen Gründen keine Nahrungsmittel mehr entgegengenommen
werden. Mit einem umfangreichen Bewegungsprogramm wird versucht, gegen
die Tendenz zum Übergewicht anzukämpfen. Kontinenzprobleme gibt es außer
bei der neuen Bewohnerin kaum.
Frau R. hatte vor vier Jahren starkes Übergewicht und macht jetzt insgesamt einen
etwas schlankeren Eindruck. Hier ist es dem Betreuungsteam offenbar gut gelun-
gen, mit einem Diätprogramm einen Erfolg zu erzielen. Das ist umso erstaunlicher,
als jetzt die Küche meist offen steht und Frau R. fast jederzeit die Möglichkeit hat
Kaffee mit Milch und Zucker zu trinken (das ist allerdings nicht ihr Lieblingsge-
tränk). Bei jedem Essen wird darauf geachtet, dass Frau R. nur eine normale bis
kleine Portion bekommt, ein Nachschlag wird ihr verwehrt. Erstaunlich ist, dass
sie diese fremdbestimmte Reduktion der Nahrungsaufnahme relativ gut anneh-
men kann. Allerdings müssen sich die Betreuungspersonen dabei etwas einfallen
lassen, wie im aktuellen Besuchsprotokoll beschrieben. Immer noch nimmt Frau
R. ihren Stammplatz unweit des Herdes ein und immer noch drängt es sie schon
während der Zubereitung etwas zu essen. Die im Protokoll geschilderte Betreu-
ungsperson gibt Frau R. ab und zu eine Kleinigkeit zu essen und sorgt so für ihr
Wohlbefinden. Den von Frau R. gewünschten Nachschlag gibt es nicht. Voraus-
setzung dafür ist aber, dass das übriggebliebene Essen im Rohr versteckt werden
muss. Sonst könnte Frau R. es nicht akzeptieren, so kurz gehalten zu werden. Vor
vier Jahren wäre diese Strategie noch nicht aufgegangen. Damals hätte Frau R.
einfach einem Mitbewohner oder einer Mitbewohnerin den zusätzlichen Toast
vom Teller genommen. Damals musste tatsächlich die Türe abgesperrt werden,
um zu gewährleisten, dass andere BewohnerInnen langsam und in Ruhe essen
konnten. Frau R. hat inzwischen begriffen, dass sie in der WG nicht verhungert
und ausreichend mit Essen versorgt wird. Sie hat keinen so großen Stress mehr
wie früher, wo sich die Betreuungspersonen und MitbewohnerInnen oft über ihre
Raubzüge ärgern mussten. Ein vor vier Jahren ständiges Konfliktpotenzial hat sich
durch harte und konsequente Betreuungsarbeit nahezu in Luft aufgelöst.
Die Zufriedenheit von Frau N. ist ebenfalls gestiegen. Sie geht selbstständig in die
Küche, füllt sich ein großes Häferl Kaffee mit Milch und ein wenig Zucker, trägt
den Kaffee zur Couch im Wohnzimmer, setzt sich nieder und genießt das warme
entkoffeinierte Getränk. Frau N. nascht auch gerne und hat immer einen großen
Appetit. Durch ihr ständiges Bewegungsprogramm gibt es bei ihr aber keine Ge-
wichtsprobleme.
Herr F. hat ebenfalls kaum Gewichts-, jedoch Fußprobleme. So müssen seine Hüh-
neraugen regelmäßig mit medizinischen Salben behandelt werden.
Herr A. isst gerne. Aus dem Protokoll: „Herr A. lässt sich heute gleich drei große
Portionen Mohnnudeln schmecken. Die Betreuungspersonen sind sehr interes-
siert, dass er viel isst. Das Erstaunliche ist, dass er dennoch eher ab- anstatt zu-
nimmt.“
Eine ähnliche Eintragung gibt es aus dem Jahre 2009.
Das Essverhalten von Herrn A. hat sich demnach kaum verändert, auch dass er an
Gewicht eher ab- anstatt zunimmt, ist gleich geblieben. Vielleicht wird die Sanie-
rung seiner Zähne eine Änderung herbei führen.
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