Jahresbericht 2013 - page 7

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Wie geht es Ihnen?
Welche Antworten kann man sich erwarten, wenn man Menschen nach ihrer Zufriedenheit fragt, diese aber nicht reden? Ein Groß-
teil der Klientinnen und Klienten, die bei Auftakt betreut werden, haben im Bereich der Kommunikation erheblichen Unterstützungs-
bedarf, verbale Verständigung ist ihnen nicht möglich. Also gestaltet sich die Suche nach einer Antwort auf die vorige Frage wohl
eher schwierig. Trotzdem hat Auftakt einen Weg gefunden, die Zufriedenheit ihrer Klientinnen und Klienten in den verschiedenen
Einrichtungen zu ermitteln.
Mit dem Soziologen Dr. Konrad Hofer stand ein erfahrener Experte zur Verfügung,
der sich mittels teilnehmender Beobachtung ein Bild machen sollte, wie sich die
Personen in den verschiedenen Einrichtungen betreut fühlen. Sind sie zufrieden?
Wo hakt es in der Betreuung? Wie läuft der Alltag ab und wo kann man anhand
von Abweichungen Zufriedenheit ausmachen oder Unmut spüren.
Um aber auch zu sehen, ob sich etwas geändert hat, welche Veränderungen im
Laufe der Jahre spürbar und sichtbar werden – positive wie negative – hat sich Dr.
Hofer auf eine lange Reise begeben. 2009 hat er sich zum ersten Mal als teilneh-
mender Beobachter in den Alltag der einzelnen Einrichtungen bei Auftakt einge-
klinkt. Das Ergebnis war für alle Beteiligten höchst interessant, aber alleine nicht
aussagekräftig genug.
2013 hat er die Einrichtungen wieder besucht und hat seine Beobachtungen mit
denen aus dem Jahr 2009 verglichen. Damit hat er Veränderungen sichtbar ge-
macht: Wie entwickeln sich die von Auftakt betreuten Personen im Laufe der Jah-
re? Gibt es Stagnation oder persönliche Weiterentwicklungen? Wovon sind diese
abhängig? Wie weit haben die Betreuung und damit die betreuenden Personen
Einfluss auf das Wohlbefinden der Klientinnen und Klienten? In wie weit bestimmt
das QM-System die Qualität der Arbeit? Konrad Hofers Beobachtungen haben
ein beachtliches schriftliches Ausmaß angenommen, das jede Präsentation hier
sprengen würde.
Daher werden beispielhaft zwei Wohngemeinschaften aus der Studie in gestraff-
ter Form vorgestellt, die ein sehr schönes Beispiel für die Entwicklungen im Lau-
fe der Jahre darstellen. Die Wohngemeinschaft Sedlitzkygasse war in den letzten
Jahren geprägt von einem kompletten Wechsel des Betreuungspersonals inklusive
der Leitung. Spannend zu sehen, was sich hier getan hat. Und dann gibt es die
Wohngemeinschaft Karree St. Marx, in die Klientinnen und Klienten aus dem För-
derpflege-Pavillon im Otto Wagner Spital gezogen sind. Hier waren wir neugierig
zu erfahren, wie sich die sogenannte „Deinstitutionalisierung“, die Ausgliederung
ehemaliger Patienten in eine gemeinwesenintegrierte Einrichtung ausgewirkt hat.
Dr. Hofer hat seine Beobachtungen jeweils in fünf Kapitel gegliedert und hat ver-
sucht aus seinen Beobachtungen zu analysieren, wie es um das physische, soziale,
aktivitätsbezogene, materielle und emotionale Wohlbefinden steht. Wir präsen-
tieren hier bewusst nur die Beobachtungen von Dr. Hofer und verzichten auf die
zusammenfassenden Analysen. Es obliegt dem Leser, den Beobachtungen zu fol-
gen und seine eigenen Schlüsse zu ziehen.
Wir haben die gegenständliche Studie über diese beiden Einrichtungen auf ein
lesbares Maß gekürzt und wollen nichts beschönigen. Der Alltag mit unseren Kli-
entinnen und Klienten hat eben manchmal seine Ecken und Kanten wie unser aller
Leben eben auch. In jedem Fall geben diese beiden Studienabschnitte auch einen
sehr guten Einblick in unsere Arbeit. Kolleginnen und Kollegen werden manchmal
mit dem Kopf nicken, vielleicht lächeln und sich denken: „So ist es!“ Wer die Be-
treuungsarbeit und alles was damit zusammen hängt nicht aus eigener Erfahrung
kennt, wird manchmal vielleicht aus dem Staunen nicht heraus kommen.
In jedem Fall haben beide Studien zur Folge gehabt, dass Maßnahmen ergriffen
wurden, um Unebenheiten zu beseitigen, die Qualität der Betreuungsarbeit zu
steigern und damit auch die Zufriedenheit unserer KlientInnen zu erhöhen.
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