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Wifi -Kurse und Seminare angeeignet und an der WU
Veranstaltungen besucht: Steuerrecht, Kostenrechnung,
die ganze Bilanzierung – alles was hier zusammenspielt.
Mir war es immer wichtig, mich einzubringen, über den Job
hinaus mitzugestalten, meine Meinung zu sagen, eben
engagiert zu arbeiten. Das macht mir mehr Spaß als einen
bestimmten definierten Job durchzuführen. Das ist eigentlich
immer mein Ansatz gewesen und damit bin ich immer gut
gefahren. Ich habe das auch bei Auftakt so gehalten und
habe mich hier nicht passiv eingefügt, sondern habe auch den
Mund aufgemacht. Das hat offenbar damals den fünf
Gesellschaftern gefallen, so dass sie gesagt haben, den
könnten wir in unserer Runde auch brauchen. Da angedacht
war, die Gesellschafterrunde zu erweitern, war das für mich
die Gelegenheit, sich über den definierten Job hinaus zu
engagieren und mit der Trägersituation auseinander zu setzen.
Das in einer geordneten Form machen zu können hat mich
interessiert, weil als Nicht -Gesellschafter ist man halt nur
Angestellter und das war’s dann. Und diese Decke nach oben
zu durchstoßen, dieses Angebot habe ich gerne angenommen,
und aus meiner Sicht funktioniert das bis heute bestens.
Denn mir ist wichtig, dass der Job Spaß macht, denn die
reinen Zahlen machen nicht so viel Spaß, sondern das, was
dahinter steht. Und dazu kenne ich noch die ganze
Hierarchie, denn angefangen habe ich ja als Betreuer über
Sandwich -Positionen bis heute zum Gesellschafter – ich kenne
das ganze Werkel, d.h. ich kann auch morgen in eine
Wohngemeinschaft gehen als Betreuer und kann dort
Basisarbeit machen, wenn es notwendig ist. Ich weiß, was vor
Ort abgeht, ich weiß, wie sich eine Betreuung abspielt. Ich
weiß aber auch, wie der ganze Betrieb funktioniert. Und das
ist mir sehr viel wert für die Arbeitsqualität.
Finanzielle Punktlandungen
Zahlen sind meine Grundlagen, um Aussagen treffen zu
können, über die wirtschaftliche Situation des Betriebes.
Meine Funktion umfasst im Prinzip alle Teilfunktionen, die
schlussendlich mit irgendwelchen Zahlenwerken zu tun haben,
sei es jetzt die Finanzbuchhaltung, Personalverrechnung,
das operative Controlling, Zahlungsverkehr bis zu Überlegun-
gen der Finanzierung. Investitionsüberlegungen, der gesamte
Bereich, wo Geld irgendwie eine Rolle spielt, ist der eine Part
und die Jahresbudgets erstellen, das laufende Controlling ist
der andere. Ich muss halt schauen, dass das ganze Werkel
läuft, denn für die Finanzbuchhaltung haben wir jemanden,
für die Personalverrechnung haben wir jemanden und ich hab
da die Aufsicht, muss aber auch einspringen können.
Aber Controlling ist eigentlich meine Hauptaufgabe und
Kontrolle der Zahlungsströme.
Natürlich gibt es Gestaltungsmöglichkeiten mit Zahlen wie
beispielsweise die grobe Verteilung der Ressourcen im Hinblick
auf die Zukunft. Indem man vorausschauend plant, gibt man
natürlich auch Richtlinien vor. Wie viel Personal, wie viel
Betreuung kann man sich schlussendlich leisten für die nächste
Periode, wie viel Investitionen sind möglich? Da werden also
grob die Schienen vorgegeben. Ich bin eher der begrenzende
Faktor und sage, wir können uns nur soundso viel leisten für
diese Position im Budget. So gesehen bin ich auch ein
Warnsystem und das ist auch eine Kernfunktion meiner Arbeit
und die wird durchaus geschätzt von den Kolleginnen und
Kollegen. Aber ich werde natürlich auch als Hemmschuh
gesehen, aber das ist auch klar und das ist auch so gewollt.
Gestaltung also in Form von Begrenzung. Diese Polarität finde
ich ja sehr interessant.
Eine gemeinnützige GmbH ist wirklich eine gemeine Sache,
weil das Korsett der Gemeinnützigkeit im Rahmen einer GmbH
so eng ist, dass sie sich eigentlich nicht rühren kann.
Mittel- und langfristig ist das Korsett aus meiner Sicht zu eng.
Da muss man sich was überlegen und kreativ werden,
was kann man mit der Situation anfangen ohne die
Gemeinnützigkeit aufzugeben, denn die bringt ja einiges.
Das gehört auch zu meinen wichtigen Aufgaben, bilanzmäßig
immer eine Punktlandung hinzulegen. Denn machst du zu viel
Verlust, ist das Kapital weg und du bist quasi insolvenz-
gefährdet. Du darfst aber auch keine Gewinne machen,
denn sonst ist die Gemeinnützigkeit weg. Und das ist ein sehr
schmaler Bereich – eben eine Punktlandung und das bei unse-
rem Volumen – das ist eine große Herausforderung. Bisher ist
mir das immer gelungen, und ich hoffe das bleibt so.
Denn so genau steuern kann man das nicht, das geht nicht.
Kreativität ist auch dort gefragt, wo es darum geht: wie kann
man eine Betreuungssituation, ein Bedürfnis trotz begrenzter
Faktoren doch noch irgendwie darstellen. Es geht ganz ein-
fach um Ideen, wie kann man etwas überhaupt darstellen.
Und es gibt immer interessante Lösungen oder Lösungen,
die man vorher nicht bedacht hat, die es dann doch möglich
machen, dass man Bedürfnisse erfüllt, die man so nicht hätte
erfüllen könne, wenn man einfach stur auf der vorgegebenen
Schiene weiter gefahren wäre. Aber das sind eher Rand-
bereiche. Grobe Finanzierungsprobleme wird man so nicht in
den Griff bekommen.
Schritte in die Zukunft
Wenn man die Zeitung aufschlägt und über Demenz-
erkrankung liest: auf 56 Arbeitnehmer haben wir einen
Demenzkranken. Die Prognose bis 2050 ist – auf 17 kommt
ein Demenzkranker! Und Demenzerkrankung ist ja auch nur ein
Teil von Behinderung oder von Bedürfnisproblematik im
Hinblick auf Pflege. Der Behindertenbereich steht da in