Jahresbericht 2013 - page 29

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Wieder zeigt sich, dass es sich bezahlt macht, wenn die BewohnerInnen, wenn sie
wegen einer akuten Erkrankung stationär im Krankenhaus aufgenommen werden
müssen, regelmäßig besucht werden. Dieses besondere Engagement, das nicht
selbstverständlich ist, konnte auch in anderen Fällen wiederholt zu einer Stabili-
sierung des emotionalen Wohlbefindens beitragen.
Frau N. unterhält eine platonische Freundschaft zu Herrn F., ihrem Zimmernach-
barn.
Frau P., welche erst vor kurzem eingezogen ist, verbringt dagegen ihre Wochen-
enden von Freitag bis Sonntag in der Wohnung ihres Freundes. Da ihr Freund
nunmehr in Fußnähe zur WG lebt, können sich die beiden jetzt auch unter der
Woche öfters sehen. So besucht dieser Mann Frau P. am späten Nachmittag, sie
unterhalten sich in ihrem Zimmer und er leistet ihr beim Rauchen auf der Terrasse
Gesellschaft. Setzte Frau P. anfangs eher ein mürrisches Gesicht auf, verbesserte
sich langsam aber sicher ihre Stimmung. So freut sich eine Betreuungsperson, die
Frau P. nach dem Baden beim Abtrocknen geholfen hat, über ihr erstes Lächeln.
Sie wertet das zurecht als gutes Zeichen. In den ersten Tagen hielt Frau P. noch
telefonischen Kontakt zu ihrer alten WG, doch zuletzt interessiert sie sich kaum
mehr wie es ihren ExmitbewohnerInnen geht. Das ist ein weiterer Hinweis, dass
sie in der neuen WG angekommen ist.
Herr A. ist sehr begeistert von einer jungen Frau, die mit ihm regelmäßig am
Samstag im Rahmen des Besuchsdienstes etwas unternimmt. Schon Tage vorher
fragt er, wann endlich Samstag ist und zählt daraufhin die noch fehlenden Tage
und Nächte. Im Gegensatz zu früher hält sich Herr A. gerne in seinem eigenen
Zimmer auf. Vor vier Jahren war sein liebster Aufenthaltsort noch die Couch im
Wohnzimmer. Er täuschte auch wiederholt epileptische Anfälle vor, um die ganze
Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Die Betreuungspersonen erkannten an der
Muskelspannung, ob es sich um einen echten oder einen vorgetäuschten Anfall
handelte. Diese „Spielchen“ gehören der Vergangenheit an. Jetzt sitzt er auch nur
mehr selten auf seinem ehemaligen Lieblingsplatz. Es spricht für ein stabiles emo-
tionales Wohlbefinden, wenn Herr A. sich gerne in seinem Zimmer aufhält und
nicht mehr ständig nach Zuwendung von den Betreuungspersonen suchen muss,
was noch vor vier Jahren das vorherrschende Verhaltensmuster war.
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