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Damit ein gutes Betreuungsverhältnis nicht mit Freundschaft
verwechselt wird, ist es oberstes Gebot, mit unseren Klienten
per Sie zu sein. Man versucht eben nur eine professionelle
Beziehung einzugehen. Wir haben hier auch die Regel,
dass alle paar Jahre die Klienten im Team auch den Betreuer
wechseln. Denn wenn man sehr lange da ist, könnte es schon
zu Abhängigkeiten kommen, die nicht so günstig sind.
Problemfelder haben wir relativ viel hier, denn jede
Schizophrenie, jede schizoaffektive Psychose ist ein Problemfeld,
jede Suchterkrankung ist ein Problemfeld. Insofern ist die Arbeit
hier eine ständige Herausforderung, denn die Arbeit mit
psychiatrischen Klienten ist eine Herausforderung, wie die
Schizophrenie an sich eine Herausforderung ist. Und die
Herausforderung ist, diese Menschen in Betreuung zu halten, im
normalen Alltag leben zu können und schlicht und ergreifend
auch zum Beispiel zu schauen, dass halt doch auch der
Umgang mit der Krankheit erlernt werden kann, dass es
Strategien zur Krankheitsbewältigung gibt, dass man auch
möglichst lange ohne Krankenhaus auskommen kann, und dass
Menschen damit auch arbeiten können. Häufig ist es so, dass
die Menschen, die wir haben, relativ lange Betreuung brauchen
werden und sie auch erhalten. Was eher selten vorkommt,
jemanden mit einem guten Gefühl in die Selbständigkeit zu
entlassen. Manchmal werden Betreuungen auch seitens der
Klienten abgebrochen, aber dann ist es nicht immer so, dass wir
das Gefühl haben, dass das dann gut geht. Denn letztlich kann
man ihm die Betreuung nicht aufzwingen. Das passiert auch
durchaus, dass Menschen sagen: „Ich mag jetzt nicht mehr!“
Dazu kommt noch, dass wir auch hier bei uns befristete Verträge
haben, die wir immer wieder neu ansuchen müssen.
In meiner Wahrnehmung hat sich im Laufe der Jahre die
Selbstverständlichkeit verändert, mit der Leistungen bezahlt
worden sind. Der Legitimationsdruck ist immer größer gewor-
den und wird auch noch größer werden, davon gehe ich mal
aus. Die öffentliche Hand wird sparsamer oder wird immer
mehr sparsame Phasen haben. Das ist ein Spannungsfeld und
gleichzeitig ist es aber auch eine Herausforderung.
Die Argumentation für eine Non -Profit -Organisation kann nur
sein, dass ein reiches Land wie Österreich solche Leistungen
finanzieren muss und dass das immer eine Aufgabe des
Staates ist und bleiben wird. Es gibt da ein schönes Zitat:
“Der Wert einer Gesellschaft ist daran erkennbar, wie sie mit
ihren schwächsten Mitgliedern umgeht.”
Es wäre auch in Zukunft schön, immer so viele Ressourcen zu
haben, dass ich die Qualität, die ich mir vorstelle, sichern kann.
Das heißt vor allem einmal genug Personal und genug Geld,
um jedes pädagogische Konzept verwirklichen zu können.
Was ich auch vermisse, ist die Anerkennung für diese Arbeit.
Ich wünschte mir auch einmal genügend Anerkennung für
diese Arbeit von der Gesellschaft, vom Staat, vom Geldgeber
wie auch immer. Ich höre oft nur: „Na ja, Leute wie euch muss
es auch geben.“ Warum hören wir nicht: „Ihr macht einen
tollen Job!“ oder „Es ist ein wichtiger Job!“?
Schwerpunkte und Zielsetzungen:
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Kontakte und Zusammenarbeit mit anderen Institutionen
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Hilfestellung ber der Verwaltung der Finanzen
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Unterstützung bei Wohnungsangelegenheiten
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Anbahnung von Jobs, Beschäftigungstherapien und
Freizeitgruppen
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Hilfestellung bei der Verwaltung von Arzneimitteln
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Anbahnung und Aufbau von Freizeit-, Stakeholder- bzw.
Selbsthilfegruppen
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Krisenbegleitung
Zielgruppe: Das Angebot richtet sich an geistig behinderte
und/oder psychisch kranke Menschen in eigenen Wohnungen,
die Unterstützung und Förderung im Alltag benötigen.
Wir bieten:
Umfassende Betreuung und Beratung im Alltag; Alltagstraining
und Vorbereitung für Menschen, die selbständiges Wohnen
anstreben.
Sie erreichen uns:
Station Rochusgasse: U3 (5 Minuten Gehzeit)
Adresse: 1030 Wien, Geusaugasse 47/2-3
(Eingang Kübeckgasse)