Jahresbericht 2013 - page 57

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ist es möglich, diesen wichtigen Lebensbereich trotz Behinderung nicht aus der
Betreuung auszuklammern.
Zum Umgang der BetreuerInnen mit den BewohnerInnen
Alle konstatierten Fortschritte der BewohnerInnen sind darauf zurückzuführen,
dass die Betreuungspersonen überwiegend wertschätzend und respektvoll mit
ihnen kommunizieren.
Was insgesamt auffällt ist ein bei einigen BetreuerInnen im Vergleich zu ande-
ren WGs öfters anzutreffendes forsches Auftreten. Am deutlichsten zeigt sich dies
beim Betreten der Zimmer. Nicht selten wird nicht nur beim gehörlosen Bewohner
sondern auch bei den anderen BewohnerInnen nicht oder nur der Form halber
angeklopft. Es wird kaum gewartet, sondern sofort das jeweilige Zimmer betreten.
Aus dem Protokoll aus dem Jahre 2010: „Nach dem Abendessen trägt Frau F. wie
alle anderen BewohnerInnen ihr Geschirr in die Küche und legt es in der Spüle ab.
Danach rückt sie die leeren Sessel an ihre Plätze und verlangt von der Betreuerin
sie nach oben in ihr Zimmer zu begleiten, damit sie sich waschen und ins Bett
legen kann. Die Betreuerin erklärt ihr, dass sie noch nicht mit ihr nach oben ge-
hen kann, weil einige BewohnerInnen noch essen und sie diese nicht allein lassen
kann. Frau F. hat für dieses Argument kein Verständnis und beginnt sich in der
Küche auszuziehen. Daraufhin sagt die Betreuerin in scharfem Ton: „Zieh dich wie-
der an. Es dauert noch. Ich lasse mich von dir nicht erpressen!“ Frau F. wartet nur
kurz und beginnt erneut sich auszuziehen, wieder werden ihr die Leviten gelesen
und am Ende schreit auch Frau F., was ich so von ihr noch nie vernommen habe.
Auf diese Weise gelingt es ihr die Betreuerin zu überzeugen mit ihr nach oben zu
gehen.“
Frau F. hat inzwischen ihr Schreien, das sie früher auch mal mitten in der Nacht
von sich gab, eingestellt. Da sie im 1. Stock isst, ist der Weg in ihr Zimmer nicht
weit, sie kann bereits ins Bad vorgehen und bekommt ohne lange Wartezeit sofort
die Unterstützung, die sie braucht um sich gewaschen ins saubere Bett zu legen.
Dies ist ein schönes Beispiel, wie auf Grundlage von großem Respekt vor der je-
weiligen Persönlichkeit gegenseitiges Lernen stattfindet.
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