Eine spezielle Urlaubsaktion. Möglich wurde das durch die Unterstützung der Österreichischen Lotterien.
Die Klientinnen der Wohngemeinschaft Favoritenstraße sind nun das erste Mal in ihrem Leben und gemeinsam auf Urlaub gefahren. Diese Wohngemeinschaft ist etwas ganz spezielles: für 4 Personen, die in herkömmlichen Einrichtungen nicht gut betreut werden konnten, wurde hier ein entsprechendes Umfeld geschaffen.
Die vier Klientinnen sind sehr unterschiedliche Persönlichkeiten mit sehr unterschiedlichen Vorlieben. Alle vier haben einen sehr hohen Betreuungsbedarf aufgrund verschiedener intellektueller, kognitiver und/oder körperlicher Beeinträchtigungen. Für einen gelungenen Urlaub ist eine intensive Betreuung erforderlich.
Das nachfolgende Urlaubstagebuch erzählt von diesen aufregenden Urlaubstagen.
Die Abfahrt
Gespannt auf die Erlebnisse, die uns erwarten werden, saßen wir an einem Donnerstag im September auf den gepackten Koffern. Und wir warteten auf unseren Bus, der uns nach Wallern am Neusiedlersee im Burgenland bringen sollte.
Unsere 4 Prinzessinnen Perihan, Melanie, Angelika und Angelika fuhren mit, sowie die Betreuerinnen Hanna, Babette und Ursi. Alle waren aufgeregt, gespannt und in freudiger Erwartung auf die nächsten Tage. Schnell noch vorm Haus ein Foto geschossen. Und dann alles schnell eingepackt in den Bus.
Alles? Wahrscheinlich waren wir einfach zu schnell. Aber das haben wir erst später erfahren.
Ein freundlicher Empfang
In jedem Fall: Alle 4 Bewohnerinnen und die 3 Betreuerinnen waren im Bus. Als wir dann nach 1,5 stündiger Fahrt an unserem Ziel ankamen, waren wir positiv überrascht. Ein herzlicher Empfang in der Pension Gartner in Wallern wurde uns bereitet! Ein großer Garten und gemütliche Zimmer erwarteten uns.
Als wir nach dem Mittagessen unsere Koffer auspacken wollten, wurde uns plötzlich bewusst: Bei 4 Bewohnerinnen haben wir nur 3 Koffer!? Ganz klar, da fehlte einer!
Ein Anruf in Wien in unserer Wohngemeinschaft schaffte schnell Klarheit: Der Koffer ist wohl in der Hektik des Aufbruchs in Wien geblieben. Da es unser erster gemeinsamer Urlaub war, konnte ja nicht alles gleich glatt läuft. Wir konnten über unser kleines Missgeschick nur herzlich lachen.
Eine Kutschfahrt die ist lustig
Am Nachmittag beschlossen wir eine Kutschfahrt zu unternehmen, um die Umgebung zu erkunden. Eine Kutschfahrt die ist lustig, eine Kutschfahrt die ist schön!
1,5 Stunden wurden wir durch das burgenländische Flachland kutschiert. Die Landschaft hat auch sehr an das angrenzende ungarische Flachland erinnert. Es ging durch ein Naturschutzgebiet, vorbei an seltenen Vogelarten, weißen Eseln, Wasserbüffeln und sehr sehr vielen Weinstöcken.
Unser Kutscher war pensionierter Winzer, so dass wir nach der Kutschenfahrt bestens über jeden Wein informiert waren. Uns schwirrte zum Schluss die Frage im Kopf herum: Wie erkennt der Winzer das bloß, welche Sorte Wein auf der jeweiligen Rebe wächst. Denn für uns sahen die Weinblätter alles gleich aus.
Der fehlende Koffer
In unserem neuen Zuhause angekommen, gab es bereits das Abendessen. Das Essen war wirklich sehr lecker. Und das haben wir sehr genossen.
Dann setzen wir uns danach noch gemütlich zusammen auf unsere Terrasse unter die Weinreben. Und dann kam der heißersehnte Besuch aus Wien: Hajni, die Leiterin unserer Wohngemeinschaft, brachte uns den vergessenen Koffer. Danach war die Welt wieder restlos in Ordnung.
Nach und nach gingen wir in unsere Betten und ließen im Schlaf den Tag Revue passieren.
Sonnenschein und Wasser
Am nächsten Morgen, gingen wir frühstücken. Und da haben wir festgestellt, dass man vom Buffet immer mehr nimmt, als man essen sollte. Aber stehen lassen ist auch nicht gut.
Danach fuhren wir bei Sonnenschein in die nahgelegene St. Martins Therme, um schwimmen zu gehen. Wir wollten uns einfach erholen. Wie man das im Urlaub eben so macht. Wir plantschten gemeinsam herum, trugen uns gegenseitig durchs Wasser. Wir hielten ein kleines Nickerchen auf unseren Liegen.
Am späten Nachmittag fuhren wir zurück in unsere Pension Gartner. Dann gingen wir essen. An diesem Abend waren alle ziemlich geschafft. So ein Tag in der Therme kann ziemlich anstrengend sein. Das hätten wir nicht gedacht.
Manche von uns saßen dann noch bei Knabberei und Getränken beisammen, andere waren schon zu müde und legten sich hin.
Kurz, aber schön und erholsam
Am nächsten Tag hieß es leider schon wieder Abschied nehmen vom schönen Burgenland. Unser Kurzurlaub ging zu Ende.
Wir packten nach dem ausgiebigen Frühstück unsere Sachen. Diesmal nahmen wir wirklich alle Koffer wieder mit. Dazu kamen bei jeder von uns gefühlte 5 Kilo mehr auf den Rippen dank des guten Essens.
Dann machten wir uns wieder mit dem Bus auf den Heimweg. Freudig empfangen wurden wir von unserer Hajni. Und Gott sei Dank wartete sie schon mit Essen auf uns.
Es waren wirklich 3 gelungene und entspannte Tage, die wir gemeinsam verbringen durften. Wir konnten abschalten und entspannen. Wir wollen uns an dieser Stelle, sehr herzlich bei allen bedanken, die diesen Urlaub ermöglicht haben!
Liebe Urlaubs-Grüße schicken auf diesem Weg die Prinzessinnen, Angelika, Perihan, Angelika, Melanie, sowie die Betreuerinnen Hanna, Babette und Ursi.
Text und Fotos: WG Favoritenstraße
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