Beobachtungen bei der Urlaubsaktion der Wohngemeinschaft Radetzkystraße, die durch die Unterstützung der Österreichischen Lotterien ermöglicht wurde.
Bekanntlich ist Urlaub generell ja die schönste Zeit des Jahres. Besonders spannend wird es für alle Beteiligten, wenn die BewohnerInnen einer Wohngemeinschaft mit ihren BetreuerInnen auf Urlaub fahren können. Denn das ist immer einer außergewöhnliche Zeit. In diesem Jahr war es die Wohngemeinschaft Radetzkystraße, die mit Unterstützung der Österreichischen Lotterien eine Woche Urlaub gemacht hat. Ziel: Mühlbach am Hochkönig.
Sehr akribisch haben die Betreuerinnen und Betreuer in diesem Urlaub Tagebuch geführt, haben jede Klientin und jeden Klienten in ihrer Befindlichkeit genau beobachtet. So gesehen ist es eine sehr ungewöhnliche und ausführliche Chronik über den Urlaub im Salzburgischen geworden. Hier die wesentlichen Ausschnitt daraus.
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Ziel der Reise: Das Sonnenseitenhaus in Mühlbach am Hochkönig. In diesem Haus stehen vier Doppelzimmer, ein Drei-Bett- und ein Vier-Bett-Zimmer zur Verfügung. Zwei Küchen und ein großer Wohnraum ergänzen das Wohnraumangebot. Garten und Terrasse sind selbstverständlich. Fürs Wohlbefinden ist also gesorgt.
Die Anreise war mit dem Zug geplant. Um jedoch vor Ort flexibler sein zu können, haben wir noch einen Bus angemietet, mit dem einige der BewohnerInnen mitfahren. So fährt die Gruppe zunächst einmal geteilt in den Urlaub.
Natürlich ist so eine Fahrt durchaus was Aufregendes: P. zeigt während der Zugfahrt kaum Emotionen. T. ist sehr motiviert und sucht immer wieder den Kontakt zu den Betreuern und anderen Fahrgästen im Zug. Dabei gebärdet er sehr viel und zeigt klar, was er will. Er scheint sehr bemüht zu verstehen, was heute so alles passiert. S. hingegen ist sehr ruhig und scheint kaum verunsichert durch die Situation
Auch bei den Autofahrern gibt es keine Probleme. Nach der Ankunft im Urlaubsdomizil ist es natürlich zunächst einmal aufregend, das ganze Haus zu erkunden. P. versucht nach der Ankunft sich im Haus zu allen Zimmern und Räumen Zutritt zu verschaffen, will alle Lichter aufdrehen und ist schwer zu beruhigen. Erst nachdem er sein Zimmer bezogen hat, wirkt er etwas ruhiger.
W. ist sehr hellhörig, als wir ihm mehrfach die „Regeln der Urlaubsaktion” erklären. Er ist sehr motiviert als wir ihm nach seinem Wohlbefinden bezüglich des Zusammenlebens mit P. und T. fragen und scheint sich in dem Zimmer wohl zu fühlen. S. lacht sie sehr viel und zieht sich sogleich in ihr Zimmer zurück. B. ist nach der Ankunft noch zunächst ein wenig unruhig und sucht immer nach einem Betreuer. Nach und nach kommt auch sie ins Lot, nachdem sie zunächst etwas gestreichelt wurde. Sie findet ihre Plätze, an denen sie sich wohlfühlt. M. wandert im Haus viel herum und erkundet die neue Umgebung.
Nachdem also wir also das Haus in Besitz genommen haben, setzten wir uns dann in den Garten und lassen den aufregenden Tag vor dem Abendessen gemütlich ausklingen.
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Am ersten Urlaubstag gehen wir es alle gemütlich an. Es wurde in Etappen gemütlich gefrühstückt und ausgiebig Morgentoilette betrieben. Einige ziehen sich wieder in ihre Zimmer zurück und genießen ihr neues Urlaubsdomizil. Natürlich darf auch der Einkauf für das Mittagessen nicht zu kurz kommen. Nach dem Mittagessen ist „Gartenarbeit” angesagt – Entspannung im Grünen! Trotz der grünen Oase bei unserem Haus erkunden wir die Umgebung bei einem kleinen Spaziergang.
Den ganzen Tag war ein reges Kommen und Gehen im Haus und im Garten: Einkäufe waren zu erledigen, Lesen und Faulenzen war angesagt, Streicheleinheiten wurden eingefordert. Bei einem kleinen Spaziergang gibt es ersten Tierkontakt: zwei Katzen kreuzen den Weg der Spaziergänger und ließen sich willig von ihnen streicheln.
Danach ist der Griller Thema Nummer eins, denn am Abend wird gegrillt. Trotz Partylaune ist dann die Stimmung aber etwas gedrückt, weil B. in ihrem Zimmer am Nachmittag den Lampenschirm und die Glühbirne der Deckenlampe heruntergerissen hatte.
Doch nicht nur das gegrillte Abendessen, sondern auch die vielen neuen Eindrücke in der Umgebung machen müde, so dass sich bald alle auf ihre Zimmer begeben und dann kehrt Stille im Haus ein.
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Den Vormittag verbrachten wir alle gemeinsam in unserem Ferienhaus und es wurde ordentlich entspannt. Das gemeinsame Frühstück wird zelebriert, es gab eine gute Eierspeis, wovon auch alle gut satt wurden. Der Vormittag war wieder der Körperhygiene und dem Haushalt gewidmet. Das kleine Nickerchen zwischendurch ist dabei wohl selbstverständlich. Urlaub macht ja so müde.
Am Nachmittag stand dann der Streichelzoo auf dem Programm. Und zu dem ist die ganze Truppe gewandert. Da dort aber ein großer Hund frei herum lief, wollten W. und M. nicht mitkommen. Sie hatten Angst. Also teilten wir uns auf und ein Teil fuhr dann nach Bischofshofen und der Rest blieb zunächst beim Streichelzoo. S. hat dort die Tiere mit Gras gefüttert. Da dieser aber nur aus einem Hasenzoo bestand und auch keine Besitzer anwesend waren, beschlossen wir, dass auch der Rest in den Ort fährt. Dort haben wir dann auch zu Abend gegessen.
Im Restaurant war es erst sehr unruhig, aber als dann das Essen kam, beruhigten sich alle und haben ordentlich gegessen bis auf kleine Komplikationen. B. hat ihr Essen nicht angerührt, wollte aber dafür das von allen anderen haben. Und weil Urlaub machen bekanntlich müde macht, sind nach dem Heimkommen alle recht schnell in ihren Zimmern verschwunden.
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Heute war ein sehr gemütlicher Tag in unserem Haus. Am Vormittag war das Wetter sehr schlecht und es regnete stark. Ein Teil der Truppe fuhr nach Bischofshofen, um noch einmal einige Dinge einzukaufen. Der Rest der Truppe blieb im Haus und sah fern, zeichnete, etc. Nach einem schnellen Mittagessen mit Pizzen zogen sich fast alle Klienten in ihre Zimmer zurück, um eine Mittagsruhe zu halten, bzw. sahen weiterhin fern. Nach einer ausgiebigen Mittagspause machten sich zwei Betreuerinnen zur Einzelbetreuung auf den Weg zu einem Spaziergang. Die anderen machten sich auf den Weg, um nach Mühlbach in den Ort zu wandern. Nicht allen gefiel das und so streikten zwei. P. hingegen gefällt der Spaziergang in den Ort; er traute sich sogar am Weg hinunter ins Dorf Pferde am Wegesrand zu streicheln und zu füttern.
Dann ging es ja außerdem auch schon wieder ans Einpacken, denn die Heimreise stand vor der Türe. Manche packten ihre Siebensachen alleine, manche mit Unterstützung. Zudem gab es auch noch unangenehme Dinge zu erledigen: die Tochter der Hausbesitzers kam, um das Haus „abzunehmen”. Es wurden ihr die verursachten Schäden gezeigt. Sie fotografierte alles, damit die Schadensmeldung ihren Lauf nehmen konnte. Das verlief Gott sei Dank alles ziemlich unkompliziert
Ungeachtet der Tatsache, dass es schon der letzten Abend war, haben alle das Abendessen genossen und sich nach einem kurzen Stopp vor dem Fernseher in ihre Betten verkrochen.
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Nach einem kräftigenden Frühstück hieß es „Adieu” sagen, um sich nach diesen schönen Tagen in Mühlbach am Hochkönig auf den Heimweg zu machen. Keiner will noch daran denken, was dann zu Hause wieder alles zu erledigen ist. So gehören bei der Heimfahrt die Gedanken den vergangenen erholsamen Tagen, verbunden mit dem Wunsch, bald wieder ein paar Tage in so einer schönen Gegend verbringen zu können. Doch zunächst hat uns der Alltag bald wieder …
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