Der spannende und exklusive Bericht zu einer der außergewöhnlichsten Casting-Shows, die Wien je gesehen hat. Stattgefunden am 19. April im 17. Bezirk.
Unter den Augen einer mehr als strengen siebenundvierzigköpfigen Jury hatten die dreitausendzweihundertsiebenundachzig Teilnehmer und Teilnehmerinnen bei diesem Event die diffizile Aufgabe zu lösen, eine mindestens siebzehn Kilo schwere Hartkunststoffkugel (erschwerend kam dazu, dass alle zur Verfügung stehenden Kugeln kaputt waren, sie hatten jede drei Löcher, warum auch immer!!!) mit viel Schwung auf einer spiegelglatten, bestimmt ungefähr einhundertsiebenundneunzig Meter langen und so in etwa neuzehn Zentimeter breiten Bahn derart in eine rotierend-rollende Bewegung zu versetzen, dass sie am anderen Ende der teuflisch schmalen Bahn nach Möglichkeit alle der zehn dort mühsam von unsichtbaren Hilfskräften in Dreiecksform aufgestellten kegelförmigen Figuren ihrer sicheren Position beraubten und ultrabrutal ins Dunkle fegten. Da, wo anscheinend die unsichtbaren Hilfskräften wohnen und die Figuren unter Einsatz ihres Lebens wieder in Dreiecksform brachten.
Das funktionierte aber nur, wenn die sauschwere Kugel nicht vorher links oder rechts in die glücklicherweise nicht gefluteten Bewässerungskanäle gefallen war.
Keiner hat auch nur mit einer einzigen winzigen Gehirnzelle verstanden, wozu der ganze depperte Schmarrn gut war …
Dabei ging es noch nicht einmal um diese Plastikkegelfiguren. Nein. Es ging darum, eine elegante Haltung zu zeigen. Und zwar nicht irgendeine. Nein, viel zu einfach: Es ging um die Haltung in dem Moment, in dem die mindestens siebzehn Kilo schwere Kunststoffkugel mit den drei unsinnigen Löchern die Hand/die Hände des Werfers verlässt.
Das Maß der Dinge (und damit das anzustrebende Ziel, die Idealhaltung eben) war das semiprofessionelle mittelportugiesische in Lahti/Finnland geborene Model Jukka Pedro Savitaipale-Lopez (siehe oben), der im Herbst 1927 angeblich im zarten Alter von neunundzwanzigeinhalb diese elegante Technik, den sogenannten „dreifach eingeschlagenen und gestandenen Rentiermännchen-Drehwurf“ in einem kleinen Dorf 117 km von Lissabon entfernt nach dem Genuss einer ganzen Menge ihm selbst unbekannter Speisen und Getränke bei fahlem Mondlicht entwickelte und eigenmächtig die dafür notwendige Körperhaltung als weltweiten Standard einführte. (Angeblich hat er nämlich niemanden um Erlaubnis dafür gefragt. Wegen der weltweiten Einführung.) Und der schriftliche Widerspruch der First International Bowling Association aus Carson-City-Süd, USA wurde einfach nicht so recht ernst genommen.
Und daran wurden sie eben gemessen, die dreitausendzweihundertsiebenundachzig Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Es sei schon vorweggenommen – das hat niemand erreicht. Das konnte niemand erreichen. Dafür gab es aber sehr kreative Interpretationen des „dreifach eingeschlagenen und gestandenen Rentiermännchen-Drehwurfes“ wie zum Beispiel den „weichen doppelhändig-verdeckten Wirbelspinn-Ableger“ von M.G., der die Fachwelt wegen seiner hohen Trefferquoten in Erstaunen setzte.
Und – hier wiederholen wir uns – heuer wurden auch die schon 2011 entwickelten Alternativtechniken angewandt, eben nur kombiniert mit dem Versuch, der strengen Haltungsvorgabe gerecht zu werden.
Es gab also wieder
- die „C4-Technik“, die darauf angelegt ist, durch kräftigen und gezielten Abwurf der Kugel unverbindlich nachzuschauen, was sich eigentlich hinter der Wand am Ende der Bowlingbahn, hinter den Pins, befindet.
oder
- die „gezielte Steinschlag-Technik“, mit der man es in der Anfangsphase des Kugelfluges darauf anlegt, zu testen, was der präparierte Boden der Bowling-Bahn so alles aushält
zu erwähnen ist auch wie 2011
- die „Last-Man-Standing-Technik“, bei der die SpielerIn mit beiden Füßen vor der Foul-Linie steht, nicht übertritt, die Kugel auf den Boden auflegt und sie mit einer raffiniert ausgeführten Bewegung in Richtung Pins auf die Reise schickt.
Interessant wie immer war auch
– die „links oder rechts angedrehte Sidepipe-Technik“, bei der die SpielerIn versucht , die Kugel nicht auf der Bahn aufzusetzen, sondern in einer der beiden Laufrinnen links und rechts davon, sie dabei mit einem technisch versierten Dreh zu versehen, damit sie dann gegen Ende der Bahn wieder aus der Laufrinne zurückspringt und voll in die Pins einschlagen. Was meistens immer nie nicht selten klappte.
SiegerInnen gab es trotzdem – die Ehrungen werden am 25.05.2013 vorgenommen. Einladungen dazu erfolgen separat. (Ob nun Jukka Pedro Savitaipale-Lopez an diesem Event teilnehmen wird, war bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt).
P.S.: Danke an die KollegInnen vom teilbetreuten Wohnen für die Arbeit, es hat wie immer sehr viel Spaß gemacht!
Bilder: Markus Buder, Christian Franke
Text: Christian Franke
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